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Jahrestagung IRF & DGR Das Unbehagen in der Kultur – Die Zukunft einer Illusion
November 8 @ 1:30 pm - November 9 @ 2:00 pm
Ein „Schatz von Vorstellungen (…), geboren aus dem Bedürfnis, die menschliche Hilflosigkeit erträglich zu machen“ – nicht mehr, aber auch nicht weniger, ist die Religion aus der Sicht Sigmund Freuds. Nicht mehr, insofern als die Darstellung des Gottesgedankens als einer reinen Konstruktionsleistung des Menschen eine Subtraktion aller ontologischen Geltungsansprüche der Gottesrede beinhaltet. Aber auch nicht weniger, insofern als unsere Vorstellungen erheblich zur Konstitution unserer Urteile über die Welt – in praktischer wie in theoretischer Hinsicht; auf individueller wie auf kollektiver Ebene – beitragen. In Freuds Religionskritik treffen damit epistemologische und handlungstheoretische, psychoanalytische und kulturtheoretische Überlegungen zusammen.
Konfrontiert mit einer historischen Situation, in der gesellschaftliche Gewissheiten und bewährte Handlungsmaximen grundlegend hinterfragt werden, ist das religionsphilosophische Denken auf eine Perspektive angewiesen, welche die existenziell-persönliche und die kulturell-soziale Dimension des religiösen Bewusstseins in ihrer Verschränkung wahrzunehmen vermag. Was lässt sich in dieser Situation aus den Schriften Freuds nicht nur im Hinblick auf die Konstitution der Religion, sondern zugleich auch im Hinblick auf die Konstitution von Illusionen lernen? Was lässt sich gewinnen, wenn man Freuds Hinweis auf die mit dem kultivierten Dasein gegebenen Spannungen im Licht gegenwärtiger gesellschaftlicher Konstellationen in den Blick nimmt? Ausgehend von Fragen dieser Art nimmt die Tagung die klassischen Texte der Freudschen Religionstheorie interdisziplinär in den Blick.
Am Ende der Tagung soll ein Ausblick auf gegenwärtige Forschungsprojekte zu Psychoanalyse und Religion stehen. Freud, Religion und Kultur: Wie weiter? Unter dieser Überschrift werden laufende Vorhaben vorgestellt und diskutiert. Forschende in der frühen Karrierephase sind herzlich eingeladen, ihr Projekt für diese Sektion vorzuschlagen: Call for Papers
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