Rezeption – Transformation – Imagination
Die Rezeption von Kulturgütern ist konstitutiv für menschliches Zusammenleben. Aktuell wird sie in bedeutsamer Weise problematisiert, wie die Auseinandersetzung um sogenannte Klassiker eindrücklich zeigt. Der kleine und große Denkmalsturz ist beinahe täglich zu beobachten. Oftmals ist umstritten, inwiefern das Erinnerte zu bewahren oder neu zu denken ist.
Vor diesem Hintergrund steht das Verhältnis von Rezeption – Transformation – Imagination zur Erkundung an. Diese Trias ist für die Kulturwissenschaften grundlegend, denn Texte werden rezipiert, Aussagen übersetzt, kritisch angeeignet und in neuen Gedankenformationen imaginiert. Dabei beziehen sich bemerkenswert viele Disziplinen auf das Werk Friedrich Schleiermachers.
Mit Friedrich Schleiermacher begegnet uns ein maßgeblicher Rezipient verschiedenster Textwelten. Er ist mit jüdischen, christlichen und altgriechischen Quellen zutiefst vertraut. Deren philologisch korrekte Rezeption beschäftigt ihn ebenso wie ihre kulturprägende Bedeutung. Intensiv verfolgt er die hermeneutische Diskussion seiner Zeit und legt selbst einen Klassiker der Kunstlehre des Verstehens vor. Seine Interpretationen prägen wiederum die Forschung bis in die Gegenwart hinein in markanter Weise.
Der Kongress wird sich an den genannten drei Leitbegriffen, von denen je einer an einem Tag besondere Aufmerksamkeit gilt, ausrichten und nach deren Verbindung fragen:
Rezeption
Zunächst soll die Rezeptionsarbeit Schleiermachers in ihrer Vielfalt in den Fokus rücken. Fragen nach dem methodischen Ansatz werden neben der theoretischen Reflexion seiner Geschichtsauffassung zu thematisieren sein. Auch die Rezeptionen seines Werkes werden wiederum zu eruieren sein, so dass die Vielschichtigkeit von Wirkungsgeschichten erkennbar wird.
Transformation
Schleiermacher rezipiert Gedanken mit einer kulturbefördernden Absicht. So stellt er die Frage nach dem aktuellen Sinn antiker Ideen und integriert sie im System der Wissenschaften. Besonders sensibel achtet er auf das Wechselspiel zwischen individueller Sinngebung und ihrer allgemeinen, gesellschaftlichen Konsequenz. Ziel ist es deshalb, Aneignungsmuster zwischen Emanzipation und Bemächtigung zu analysieren.
Imagination
Besondere Aufmerksamkeit sollen auf der Tagung die Imaginationen erhalten, mit denen Schleiermacher über seine Zeit hinausdenkt. In diesem Sinne sollen neben den Konstruktionen der Vergangenheit die Utopien für morgen Beachtung finden. Zwischen Realität und Fiktion, zwischen Realismus und Konstruktivismus lassen sich Spielräume auch weit über Schleiermacher hinaus bis in unsere Gegenwart hinein erkunden.
Organisation und Anträge
Die Tagung wird von der Internationalen Schleiermacher Gesellschaft und der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel an der Universität in Kiel veranstaltet. Weitere Informationen erhalten Sie im neuen Jahr.
Die Hauptvorträge finden am Vormittag statt und erfolgen auf Einladung. Um sich für einen Panel-Vortrag am Nachmittag der Kongresstage zu bewerben, senden Sie bitte einen Titel und ein Exposé Ihres Vortrages (ca. 200-300 Wörter) samt Hinweis auf die gewünschte Zuordnung zu einem
Themenschwerpunkt sowie unter Angabe Ihres Namens und Ihrer Adresse bis zum 15.07.24 in elektronischer Form an:
André Munzinger (andre.munzinger@email.uni-kiel.de)
Das Veranstaltungsteam bemüht sich um eine Finanzierung der Reise- und Unterkunftskosten aller Vortragenden, eine verbindliche Rückmeldung zur Finanzierung kann jedoch erst Anfang 2025 gegeben werden.